Die ULTIMATIVE Anleitung zum Bau eines leisen PC

Einleitung

Fast jeder von uns wünscht sich einen PC, der seine Arbeit so leise wie möglich, wenn nicht sogar unhörbar verrichtet. Auf dieser Seite erfahrt ihr alles, was ihr wissen müsst, um zu verstehen, was einen Computer laut werden lässt. Und natürlich auch, was ihr tun könnt, um euren PC zumindest etwas leiser werden zu lassen.

Natürlich ist dieses komplexe und umfangreiche Thema nicht in ein paar Sätzen vollständig zu behandeln. Aber keine Angst; ihr müsst jetzt nicht unbedingt die ganze Seite vollständig durcharbeiten, um einen guten Überblick zu erhalten. Ich würde empfehlen, erst einmal den Abschnitt 'Allgemeines' zu überfliegen, um zu erfahren, was die wichtigsten Lärmquellen sind und dann gezielt die Unterabschnitte anzusehen, die sich mit den Quellen beschäftigen, die in eurem Fall die 'Problemzone' darstellen.

Inhaltsverzeichnis

  1. Allgemeines — warum ist mein PC laut?
  2. Woher kommt denn nun der Krach in meinem PC?
    1. Festplatten
    2. Grafikkarten
    3. Lüfter (z.B. CPU-Lüfter und Gehäuselüfter)
    4. Wasserkühlungen
    5. Netzteil
    6. Spannungswandler — Spulenfiepen
  3. Geräuschreduktion durch gedämmte Gehäuse
  4. Verlagerung des PCs an einen anderen Ort

Warum ist (m)ein PC laut?

Zur Klärung dieser Frage benötigen wir erst einmal ein gewisses Grundverständnis in Sachen Akustik. Keine Angst, ich werde an dieser Stelle nicht zu tief in dieses Thema einsteigen und wenn ich ganz ehrlich bin, dann liegt meine letzte Vorlesung 'Maschinenakustik' auch schon gut 20 Jahre in der Vergangenheit. Wichtig ist aber in dem Zusammenhang eine Sache, und zwar die, dass sich die Lautstärke mehrerer Schallquellen nicht addiert (im Sinne von 2x mit gleicher Lautstärke ist gleich doppelt so laut). Wer's genau wissen will: damit etwas als doppelt so laut wahrgenommen wird, müsste sich der Pegel um 10 dB erhöhen, was einer Erhöhung der Leistung um den Faktor 16 entspäche. Aber Physik hin, (Psycho-)Akustik her; das ist es ja nicht, worum es in diesem Beitrag gehen soll. Wir wollen doch nur einen leisen PC!

Nach dem gerade gesagten könnte man nun also denken: "Gut, dann macht eine zweite Schallquelle auch nicht mehr so viel aus." Das stimmt natürlich irgendwie, aber wenn wir das Ziel haben, einen möglichst leisen PC zu bauen, dann bedeutet das leider gleichzeitig ebenfalls, dass das Gesamtsystem nicht wesentlich leiser wird, wenn man bei zwei gleich lauten Quellen nur eine davon leiser bekommt. Man muss am Ende leider alle Lärmquellen identifizieren und beseitigen, wenn man ein optimales Ergebnis erreichen will. Wenn einem dieser Aufwand zu groß ist, dann hat man aber durch Beseitigung der lautesten Quelle den größten Hebel, um sein Gesamtsystem so leise wie dann noch möglich zu bekommen.

Eine weitere Sache, die man zu diesem Thema noch wissen und beachten sollte, ist die, dass sich gleiche Schalldruckpegel unterschiedlicher Frequenz auch unterschiedlich laut anhören. Und auch hier verzichte ich auf Details zu dB(A)-Bewertung von Schalldruckpegeln (die ja streng genommen sowieso nur für Sinustöne gilt) und verkürze das auf die wichtige Essenz: Es kommt auch auf die Frequenz an und 1000 Hz sind bei gleichem Schalldruckpegel (gefühlt/gehört) lauter als ein Geräusch mit 250 Hz. Außerdem ist die reine 'Lautheit' nicht das einzige Kriterium, sondern es spielt auch so etwas wie die 'Nervigkeit' eine Rolle und da ist mir leider keine gute und vor allem objektive Bewertungsgröße bekannt. Was aber jeder sicher aus eigener Erfahrung kennt, das ist, dass unser Gehirn ganz gut darin ist, gleichförmige Töne nach kurzer Gewöhnung auszufiltern, so dass wir sie nicht mehr bewusst wahrnehmen. Anders ist das bei variablen Quellen, beidenen sich Lautstärke und/oder Frequenz ständig ändern und die uns förmlich in den Wahnsinn treiben können.

Aber unser Ziel ist es ja, einen möglichst leisen PC zu haben und da wissen wir ja nun: die lauteste Quelle bestimmt das Ergebnis. Und dort müssen wir anpacken! Und zum Glück braucht man dafür fast nie teures Messequipment, um diese Schallquelle zu identifizieren. Meist reichen unsere Ohren, um herauszufinden, woher der Lärm kommt, den wir abstellen wollen. Und was noch besser ist: um zu sehen, welchen Effekt unsere Optimierungsmaßnahmen haben werden, kann man nahezu alle Geräuschquellen im PC zumindest kurzzeitig ruhigstellen. Lüfter lassen sich anhalten, Festplatten — von einem Bootlaufwerk abgesehen, welches aber bei euch hoffentlich sowieo in Form einer SSD geräuschlos sein sollte — kann auch entweder in den Schlafzustand versetzen oder einfach mal kurzzeitig von der Spannungsversorgung trennen (den PC solltest du vorher aber natürlich bitte ausschalten!).

Gut, soweit die Grundlagen. Im folgenden Abschnitt gibt es noch einmal eine Zusammenstellung der Komponenten, die im PC nervige Geräusche verursachen, wobei ich allerdings darauf verzichte, auf exotische bzw. kaum noch verwendete Hardware einzugehen. Danach befassen sich die verbleibenden Abschnitte mit den einzelnen Komponenten genauer, erläutern, wo die Geräusche entstehen und geben auch Hinweise, wie man dieser Geräuschen so gut es geht Herr werden kann. Am Schluss findet ihr dann noch ein paar grundlegende Betrachtungen zum Thema gedämmte Computergehäuse. Zum Abschluss gehe ich schließlich auch auf die Möglichkeit ein, die Entfernung zwischen PC und Benutzer so weit zu vergrößern, dass Letzterem die nervige Geräusche von Ersterem nicht mehr erreichen.

Woher kommt denn nun der Krach in meinem PC?

Zuerst muss man wissen, dass Geräusche prinzipiell nur dort entstehen können, wo sich etwas bewegt bzw. schwingt und die schwingende Fläche mit der Umgebungsluft in Kontakt kommt, damit sich diese Bewegung auf die Luftmolekühle übertragen kann. Denn nichts anderes sind diese nervigen Geräusche, Schallwellen im hörbaren Bereich (je nach Alter des Höreres zwischen 50 Hz bis 10.000 Hz oder sogar 20.000 Hz). Merke: ohne Schwinungen auch keine nervigen Geräusche. Aber ich denke, den meisten von euch war das bereits klar und auch die Tatsache, dass uns Geräusche vor allem dann stören, wenn sie unser Ohr treffen, klingt auch logisch und leuchtet ein. Aber daraus folgt dann auch, dass wir gut mit noch so nervigen Geräuschen leben können, wenn diese im inneren eines gut gedämmten Computergehäuses entstehen — und auch weitgehend dort bleiben. Das mit dem 'dort bleiben' ist leider das Problem, denn wo die Geräusche bleiben, bleibt leider auch die Wärme und das kann bei einem modernen Spiele-PC nur für sehr kurze Zeit funktionieren, bis das Gerät die Leistung drosselt, ganz abschaltet oder sogar kaputt geht. Trotzdem ist das mit dem gedämmten Gehäuse eine gute Möglichkeit, den Lärmpegel deutlich zu reduzieren. Und daher gibt es am Ende auch einen Abschnitt zum Thema gedämmte Gehäuse.

Der Rest dieses Artikels gibt euch nun einen Überblick all der Komponenten, die in eurem PC die meisten Geräusche verursachen. Es ist zwar mein Ziel, euch den 'ultimativen' Guide zur Verfügung zu stellen. D.h., es werden sich evtl. auch Dinge finden, die ihr einfach ignorieren könnt, da sie entweder in eurem PC keine Geräusche machen oder es sich um Hardware handelt, die bei euch gar nicht verbaut ist. Aber natürlich will ich den Rahmen auch nicht sprengen und habe ganz exotische Dinge weggelassen. Entweder, weil es Dinge sind, die fast niemand im Einsatz hat oder solche, die bereits nahezu ausgestorben sind. Wer heute noch Diskettenlaufwerke, ZIP-Drives oder DAT-Bandlaufwerke nutzt hat von deren Geräuschen genervt ist, der sollte diese besser gegen moderne (und geräuschlose) Alternativen austauschen.

Veröffentlicht am: 16.06.2021

Author: Udo Rietschel

Autor: Udo Rietschel

Udo ist einer der beiden Gründer der Argotronic GmbH. Er schreibt Software, seit er seinen ersten Computer in die Hände bekam (einen ZX Spectrum 48k im Jahr 1988, als er noch in der DDR lebte; ein Land, das heute nicht mehr existiert - genau wie sein ZX Spectrum).
Als Software-Ingenieur entwickelt er Software für autonome Fahrzeuge, sowie Argus Monitor, die — seiner (voreingenommenen) Meinung nach — derzeit beste Software zur Lüftersteurung unter Windows.