Trotz des Einzugs alternativer, schneller und auch geräuschloser Speichermedien, wie z.B. SSD-Laufwerken, findet sich in fast jedem PC noch mindestens eine klassische Festplatte. Und leider sind neben den Gehäuselüftern die Festplatten meist die Lärmquelle eines PCs. Anders als vielleicht von vielen Leuten vermutet, ist dabei gar nicht das von der Festplatte selbst abgestrahlte Betriebsgeräusch wichtig, sondern die nervigen Geräusche entstehen ganz woanders. Wieso das so ist — und was wie man diese in den Griff bekommt — das will ich in diesem Abschnitt näher erläutern.
Das Betriebsgeräusch einer Festplatte resultiert zu einem Großteil aus der bei der Drehung der Schreiben in den Lagern entstehenden Reibung und zu einem anderen Teil aus den Geräuschen, die bei der Bewegung der Lese-/Schreibköpfe beim Zugriff entstehenden. Dabei gibt die Festplatte selbst einen Teil des Geräuschs über ihr Gehäuse ins innere des PCs ab; ein Großteil entsteht aber, wie bereits angedeutet, meist an einer viel weiter entfernten Stelle. Da eine Festplatte ja mit dem Gehäuse eures PCs verbunden ist, übertragen sich deren Schwingungen auch unvermeidlich auf selbiges und werden durch Körperschall im Gehäuse weitergeleitet und regen dann auch die Seitenwände an, die diese Geräusche sozusagen wie die Membran eines Lautsprechers nach außen weitergeben. Da diese Geräusche dann auch außerhalb des PCs entstehen, hilft eine Dämmung im Gehäuse selbst dagegen leider auch wenig. Was man am bzw. im Gehäuse trotzdem dagegen tun kann, das habe ich Abschnitt zu den gedämmten Gehäusen beschrieben.
Die ideale und leider für viele von uns unbezahlbare Variante ist es natürlich, ganz auf den Einsatz von Festplatten zu verzichten und sich auf geräuschlose Alternativen in Form von SSDs zu beschränken. Leider liegen die Preise für SSDs noch immer deutlich über denen einer Festplatte gleicher Kapazität. Außerdem sind SSDs in der Größe einer größeren Festplatte zumindest im Consumerbereich (derzeit noch) nicht verfügbar. D.h., diese Option ist vielleicht in der Zukunft eine Möglichkeit, die Geräuscheemision unserer PCs deutlich zu reduzieren, aber im Moment müssen wir nach einer Lösung suchen, wie wir dies auch mit unseren noch benötigten Festplatten erreichen.
Wie gerade bereits beschrieben, müssen wir bei den Festplatten zwei Quellen betrachten. Das an der Festplatte selbst entstehende Betriebsgeräusch lässt sich am besten über den Kauf einer entsprechend leisen Festplatte in den Griff bekommen. Wenn die Festplatte nur selten in Verwendung ist und z.B. nur für ein internes Backup Verwendung findet — wobei dies streng genommen kein 'Backup' ist!, aber darauf näher einzugehen, das würden den Rahmen dieses Artikels sprengen — dann kann man diese Platte mit Windows-Boardmitteln bei Nichtnutzung automatisch in den Ruhezustand versetzen lassen. Der Nachteil ist dann allerdings, dass die Platte vor jedem Zugriff erneut ggf. langwierig aufwachen muss (10 s Verzögerung sind hier durchaus zu erwarten). Und auch wenn man nicht auf die Platte zugreifen will, dann kann eine in den Ruhezustand versetzte Platte durchaus zu unangenehmen Verzögerungen führen, z.B. wenn eine Anwendung beim Öffnen eines Dialogs ggf. alle Laufwerke anzeigen will und die dafür notwendigen Zugriffe zum Aufwachen der Platte führen. Gleiches gilt für Zugriffe auf die S.M.A.R.T.-Attribute, z.B. für das Auslesen der Festplattentemperatur, denn auch dafür muss die Festplatte wieder aufwachen und in Drehung versetzt werden. Insgesamt muss man abwägen, wie wichtig das Betriebsgeräusch in der Gesamtbilanz ist und häufig ist bei modernen Platten das direkte Betriebgsgewäusch in einem gut gedämmten Gehäuse weniger störend. Aber das muss natürlich jeder für seinen Fall selbst bewerten.
Die zweite und wichtigere Geräuschquelle einer Festplatte ist aber die Abstrahlung der Festplattenschwingungen über die Seitenwände des Gehäuses. Dabei kann man diese zwar am Gehäuse selbst gegebenenfalls durch den Einsatz von schweren Dämmmatten aus Bitumen beeinflussen, aber die beste Möglichkeit ist hier, die Schwingungsübertragung von der Festplatte an das Gehäuse soweit wie mögich zu unterbinden. Dafür gibt es entsprechende Befestigungen, bei denen die Festplatte entweder durch Gummipuffer vom Gehäuse entkoppelt wird. Bei anderen Befestigungsvarianten wird die Festplatte in Gummiseile eingeklemmt und nur von diesen gehalten wird. Diese Gummibänder selbst werden dabei in einen Rahmen gespannt, der dann mit dem Gehäuse verbunden wird. Dabei hat sich die Entkopplung durch Gummipuffer leider als wenig effizient erwiesen, denn wenn diese zu dünn oder zu fest sind, dann werden die Schwingungen weiterhin gut an das Gehäuse übertragen. Außerdem ist bei all diesen Änderungen der Befestigung der Festplatten eine Sache sehr wichtig zu erwähnen: die Verschraubung mit dem Gehäuse hat nicht nur den Zweck, die Festplatten an einer Stelle zu fixieren, sondern es wird auch über die Verbindung ein Teil der Wärme an das Gehäuse abgeführt. Egal für welche Entkoppelung man sich entscheidet; wenn es keinen guten Kontakt mit dem Gehäuse mehr gibt, dann können im Idealfall zwar weniger Schwingungen in das Gehäuse gelangen, aber es wird auf jeden Fall auch effektiv der Wärmetransport unterbunden und es ist in jedem Fall ratsam, die für eine gute Kühlung zu sorgen und die Betriebstemperatur der Festplatten im Auge zu behalten. Mit Programmen wie Argus Monitor lassen sich die Temperaturen der Festplatten überwachen, bei Überschreitung von Grenzwerten eine Warnung erzeugen oder sogar bestimmte Gehäuselüfter abhängig von der Festplattentemperatur regeln.
Veröffentlicht am: 16.06.2021