In diesem Abschnitt widmen wir uns einer der zwei Hauptursachen für nervige Geräusche, die unser PC so von sich gibt. Die andere sind die Festplattengeräusche, denen ein eigener Abschnitt gewidmet ist. Da kein PC ohne ausreichende Kühlung lange überleben kann und komplett passiv gekühlte PCs wohl als reine Exoten sicher nur ein Promille aller PCs ausmachen dürften, ist es fast sicher, dass sich in eurem PC ein paar dieser Lüfter befinden und dass diese auch einen großen Anteil am Gesamtgeräusch haben dürften, das euer PC so von sich gibt. Daraus folgt natürlich auch, dass sich hier das größte Potential versteckt, um diese möglichst etwas leiser oder im Idealfall den PC zumindest in bestimmten Szenarien komplett unhörbar zu bekommen.
Lüftergeräusche entstehen sowohl durch Reibung innerhalb der Lager als auch direkt durch Anregung der Luftmolekühle durch die Verwirbelungen an den Rotorblättern. Außerdem können Gehäuselüfter in seltenen Fällen auch Vibrationen
direkt in das Gehäuse einleiten, wobei dies bei Lüftern — anders als bei den
Festplatten — eine eher untergeordnete Rolle spielt. Die Aufgabe von Lüftern im PC-Gehäuse ist die Gewährleistung des für die Kühlung der verbauten Komponenten notwendigen Luftstroms.
Dabei ist dieser umso größer, je schneller die Lüfter drehen. Leider gilt das nicht nur für den Luftstrom, sondern auch für das Lüftergeräusch, welches ebenfalls mit steigender Drehzahl lauter wird. Daher gilt es, einen
Kompromiss aus 'akzeptabl leise' und 'noch schnell genug für ausreichende Kühlung' zu finden. Da größere Lüfter für die Erzeugung desselben Luftstroms deutlich langsamer laufen müssen, sollte man zumindest beim Kauf
darauf achten, die größtmöglichen Lüfter zu erwerben, die in das vorhandene Gehäuse passen. Oder, wenn sogar der Kauf eines neuen Gehäuses ansteht, dies so auszuwählen, dass dort ebenfalls möglichst große Lüfter zum Einsatz
kommen können.
Eine Randbemerkung in Sachen Psychoakustik: das von häufig wechselnden Drehzahlen verursachte Lüftergeräusch wird von uns Menschen als deutlich nerviger empfunden als ein konstantes, aber vielleicht geringfügig
lauteres Rauschen von sich etwas schneller drehenden Lüftern.
Vor jeder anderen Maßnahme sollte zuerst einmal sichergestellt sein, dass die Lüfter ihrer Aufgabe auch wirklich nachkommen können. Nicht selten sammelt sich — besonders in PCs von Haustierenbesitzern — im Laufe der Zeit innerhalb eines PC-Gehäuses genügend Staub an, um zumindest kleinere Lüfter in ihrer Arbeit zu behindern. Gelegentlich kommt es bei älteren Lüftern auch vor, dass diese ein brummendes Geräusch von sich geben. Dabei handelt es sich um das Resultat eines defekten Lagers und endgültige Abhilfe bringt hier nur der Tausch des betroffenen Lüfters. Allerdings kann auch eine Änderung der Einbaulage helfen, um diesen trotzdem noch eine Zeit geräuschlos zu betreiben (also z.B. bei einem Lüfter an der Gehäuse Rückseite durch Austausch mit einem auf der Oberseite).
Wie bereits mehrfach beschrieben ist das störende Lüftergeräusch proportional zur Lüfterdrehzahl. Das bedeutet, dass man durch Reduktion der Lüfterdrehzahl das größte Potential hat, laute Betriebsgeräusch eines vorhandenen Systems zu reduzieren und diesen in einen leisen PC zu verwandeln. Wichtig ist dabei natürlich, dass man auch die eigentliche Aufgabe der Lüfter im Blick behält. Diese müssen für den für die Kühlung der Komponenten notwendigen Luftstrom sorgen und daher muss man zwar das Lüftergeräusch, aber auch gleichzeitig die Temperaturen aller Komponenten überwachen. Ideal sind dabei Programme wie z.B. Argus Monitor, die beide Aufgaben gleichzeitig erfüllen können, also sowohl die Drehzahlen aller Lüfter steuern, aber auch die Temperaturen darstellen und idealerweise auch eine Warnung ausgeben, wenn die Temperatur einer Komponente einen kritischen Wert erreicht. Am besten ist es natürlich, wenn man die Lüfter flexibel und abhängig von der Temperatur der Komponenten regeln kann.
Eine grundlegende Möglichkeit der Lüftersteuerung ist meist direkt im BIOS des Mainboards vorhanden. Der Nachteil dieser Lösung ist, dass meist nur sehr grundlegende Eingriffsmöglichkeiten zur Verfügung stehen und dass man zur Veränderung der Steuerungsparameter den PC neu starten und diese im BIOS vornehmen muss. Auch kann diese Lösung nur auf direkt auf dem Mainboard verbaute Sensoren sowie die CPU-Temperatur zugreifen. Eine Lüftersteuerung abhängig von der Grafikkartentemperatur oder der Temperatur von Festplatten ist bei einer Lüfterregelung via BIOS nicht möglich.
Neben der Steuerung über das BIOS sind verschiedene Softwareprogramme verfügbar, die die Lüftersteuerung flexibler und abhängig von weiteren Temperaturquellen ermöglichen. Das bekannteste Beispiel ist die Freeware SpeedFan, deren Entwicklung aber leider bereits 2015 eingestellt wurde. Auch ist die Konfiguration überaus kompliziert, aber wer für eine ältere Hardware eine kostenlose Lösung sucht, für den ist SpeedFan eventuell einen Blick wert.
Eine weitere und ebenfalls kostenlose Möglichkeit sind die Software-Produkte, die fast jedem Mainboard beiliegen. Diese ermöglichen ebenfalls die Ansteuerung aller direkt am Mainboard angeschlossener Lüfter, sind meist jedoch ebenfalls eher unübersichtlich und bei der Auswahl der Temperaturquellen ebenfalls stark eingeschränkt. Sie bieten wie das BIOS auch nur die CPU-Temperatur als Temperaturquelle, sowie die auf dem Mainboard verbauten Sensoren.
Die flexibelste und umfangreichste Möglichkeit der Lüftersteuerung über Software bietet Argus Monitor. Nun muss ich der Ehrlichkeit halber
natürlich gestehen, dass ich, als einer der zwei Autoren, die Argus Monitor in ihrer Freizeit als Hobbyprojekt entwickeln, bei dieser Einschätzung nicht völlig unvoreingenommen bin. Aber objektiv sprechen so viele Punkte dafür, dass
Argus Monitor das beste Programm für die Steuerung von PC-Lüftern ist, dass ich das auch guten Gewissens behaupten kann. Und wenn ich von Lüftern schreibe, dann umfasst dies alle Lüfter und nicht nur Gehäuselüfter, sondern
auch CPU-Lüfter, Lüfter diverser AIO-Wasserkühlungen und die von Grafikkarten.
Dabei kann man entweder ganz einfach die Drehzahl eines Lüfters über abhängig machen von der Temperatur einer Komponente, für deren Kühlung dieser Lüfter hautpsächlich sorgt. So ist z.B. eine Regelung eines
Gehäuselüfters über die
Temperatur der Grafikkarte oder der höchsten Festplattentemperatur möglich. Dies ist etwas, was weder über das BIOS, noch über die Software möglich ist, die den verschiedenen Mainboards beigelegt wird.
Wenn man aber das volle Potential ausschöpfen will, dann kann man die Regelung auch abhängig von allen im PC vorhandenen Temperatursensoren gestalten. Genauer kann die Regelung der Drehzahl über eine individuelle
Kennlinie erfolgen. Diese ist dann auf Wunsch abhängig z.B. von der CPU-Temperatur, aber genauso auch von der GPU-Temperatur, den Temperaturen von Festplatten, der Wassertemperatur von AIO-Kühlern oder den Temperaturen, die
verschiedene auf dem Mainboard verbaute Temperatursensoren liefern. Außerdem ist es möglich, sich selbst aus den vorhandenen Temperatursensoren eigene, synthetische Temperaturwerte zu berechnen. D.h. es kann über Funktionen
wie
Mittelwert, zeitliche Mittelung, Maximum, Differenz (z.B. aus Wassertemperatur einer AIO-Kühllösung und Umgebungstemperatur) und noch einige mehr ein individueller und an das eigene System angepasste Temperaturwert erzeugt
werden.
Über Dinge wie Glättung oder Hysterese lässt sich dann noch sicherstellen, dass sich kleine, kurzfristige Schwankungen der zur Regelung verwendeten Temperaturen nicht in nervigen Drehzahländerungen resultieren.
Weiterhin ist mit Argus Monitor möglich, für jeden einzelnen Lüfter mehrere Regler parallel zu betreiben und dann aus dem Maximalwert dieser Regler die notwendige Drehzahl eines Lüfters zu bestimmen.
Zusatzlich bieten die verfügbaren Lüfter-Profile die Möglichkeit, für verschiedene Anwendungsfälle eigene Reglereinstellungen vorzuhalten, zwischen denen dann jederzeit leicht gewechselt werden kann.
Veröffentlicht am: 16.06.2021